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#16 Arbeit nehmen, Arbeit geben. was heißt das eigentlich?

Es gibt viele Gründe sein eigenes Geschäft zu starten. Seine eigene Chefin zu sein. Meist liegt ein starker Drang nach Selbstständigkeit zu Grunde. Oft auch spannende, eher negative Erfahrungen im Angestellten-Dasein. Und vermutlich ist es dann so wie in deiner Kindheit: wenn ich mal groß bin, mach ich das anders/besser! Doch wie viel Druck, Verantwortung und Risiko im Chef-Dasein liegt, wird selten beleuchtet. In diesem Sinne: Lieber ehemaliger Chef, damals als ich ein Praktikum bei euch machen durfte für wenig Geld und viel Zeit Erfahrungen zu sammeln, habe ich das ein oder andere Mal laut ausgesprochen unfair behandelt worden zu sein. Aber vermutlich hattest du eine Menge Themen und Last auf deinen Schultern. Warst nicht nur damit beschäftigt in Immobilien zu investieren, sondern hast eben auch eine Menge dafür getan, dass du nicht mehr nur für dich sorgen kannst, sondern auch für andere Menschen. Du hast aus deiner Selbstständigkeit etwas Größeres gemacht. Etwas für die Allgemeinheit. Etwas für uns. Du hast uns Arbeit gegeben und damit die Grundlage geschaffen unser Lebensunterhalt zu sichern. Und damals als du uns zum Kuchen eingeladen hast, um auf deine neuste Eigentumswohnung anzustoßen, war ich missmutig. Dabei bist du ganz allein dafür verantwortlich, dass du im Alter versorgt bist. Sehr gut läuft das mit Immobilien. Du warst also nur schlau. Und als du mich in Festanstellung übernommen hast, hast du in meine Rentenkasse eingezahlt. Das macht niemand für dich. Rückblickend: Sorry und Danke!


Einige Jahre später und ich bin selbst in eine Rolle gerutscht, die da heißt: Arbeit geben. Schon zu Beginn meiner Geschäftsidee gab es den Plan, dass der tisch aus einer bunten Mischung von Leuten belebt wird. Nicht nur ich sollte den Kaffee kochen und die Tür aufschließen. Es muss ein Team her, damit der Laden läuft. Mach den tisch zu deinem tisch - auch von innen heraus sollte dies die Einstellung sein. Daher habe ich von Anfang an auf Minijobberinnen setzen können, vor allem diejenigen, die selbst Freiberufler*innen sind. Eine tolle Kombi. Ich gebe Sicherheit in der Soloselbstständigkeit mit einem regelmäßigem Einkommen und einem Netzwerk aus potentiellen Kund*innen. Dazu ist unser Tagesgeschäft streckenweise sehr gut mit eigenen To Dos zu kombinieren. Immerhin schreibe ich hier während meiner tisch-Schicht einen feurigen Blog-Beitrag, frag mal die Gastro nebenan was die Mitarbeiter*innen in der Mittagszeit nebenbei schaffen - also ohne 3/2/?-G Regel und einem coronafreien Weihnachtsmarkt vor der Tür. Und ich - die Arbeitgeberin - kann auf eine Arbeitseinstellung hoffen, die zum tisch passt. Selbstständige sollten einen Ort wie diesen sicher noch besser schätzen können und auch die Möglichkeit, dass jemand ihnen Sicherheit verspricht. Viele tolle Leute habe ich kennen gelernt. Sie hatten es sicher nicht immer einfach mit mir, denn sein eigenes Geschäft in andere Hände abzugeben, ist gar nicht so einfach. Und doch hat es ganz gut geklappt, ich wachse mit meiner Aufgabe. Man will meinen eine Win-Win Situation.

Aufgaben abgeben, ist herrlich erleichternd. Machmal ist mein Kopf so voll, dass ich nicht weiß wo ich anfangen soll. (Wem es ähnlich geht, besucht am 14.12.2021 unseren Workshop zum Thema Zeitmanagement) Und wenn du weißt hier unterstützt dich wer, kann womöglich diese Aufgabe besser lösen als du, dann macht das Platz für die Weiterentwicklung und damit Sicherung deines Business.

Aber genau hier ist wohl die Crux versteckt.

Als Arbeitgeber*in verteilst du Aufgaben mit nur einem großen Ziel: Dinge müssen erledigt werden. Dinge, wie Produkte hergestellt, Organisation und Planung übernommen oder Kaffee gekocht. Diese Dinge bringen dann im besten Falle auch das Geld ein. Ich sage hier gar nicht den Gewinn, denn in der aktuellen Situation ist man froh, wenn Kosten gedeckt werden können. Wenn diese Aufgaben nicht laufen oder du eigentlich nur damit beschäftigt bist, dafür zu sorgen dass sie laufen, ist das Ziel verfehlt. Letztendlich arbeitet man dann zu zweit an einer Aufgabe. Und Zeit ist Geld. Wie wichtig die Rolle der Arbeitnehmer also ist, darf ruhig mal ausgesprochen werden. Die Arbeitnehmer sind dafür verantwortlich, dass das Tagesgeschäft läuft und mehr noch dein Unternehmen voran schreiten kann. Jede Chefin setzt auf Euch. Verlässt sich auf euch. Vertraut euch. Teilt seine Geschäftsidee mit Euch. Und viel mehr noch die Einnahmen. Was wir nicht teilen: das eigene Risiko! Wenn die Aufgaben eben nicht abgearbeitet werden und dadurch das Tagesgeschäft leidet, wenn die Arbeitgeber*in weniger Umsatz erzielt, dann habt ihr am Ende eben dennoch Geld auf dem Konto. Das Risiko Euch einen Job gegeben zu haben, liegt ganz allein bei den Arbeitgebern. Nett von denen, die geben.

Und dennoch hört man oft von Spannungen zwischen den Kollegen und der Chef-Etage. Warum ist das so? Umso mehr ich in die Rolle der Arbeitgeberin falle, umso weniger verstehe ich die Einstellung, die auch ich damals hatte. Und umso eher möchte ich darüber reden, dass die Arbeitgeber*innen ganz schön viel auf sich nehmen, wenn sie oder er die Entscheidung trifft das Geschäft zu teilen. Nicht nur finanziell. Und ich kann aus Erfahrung sagen, dass Personalkosten einen der höchsten Punkte der Fixkosten ausmachen. Diese finanzielle Aufwendung heißt gleichzeitig auch, dass der Gewinn schrumpft. Kein Gewinn heißt kein Unternehmer*innenlohn. In Wirklichkeit schaue ich auf Monate (zwei ganze Monate an denen Corona keine Rolle spielte und wir viel in Fussballstadien abhängen konnten), die eigentlich ganz gut liefen und ich als Unternehmerin doch nicht viel davon hatte. Ich investiere. Ich investiere in mein Unternehmen und zwar damit, dass ich auf Personal setze. Ich hole mir Unterstützung, damit der tisch größer werden kann, sicherer und runder läuft. Die Verantwortung liegt nun nicht mehr nur bei mir. Meine Aufgaben sind anders geworden. Die Emotionalität mit der ich meinen Laden teile, ist die gleiche. Wenn du in den tisch kommst, sollst du in fröhliche Augen blicken (ich denke die Münder lächeln auch, irgendwann stehen wir sicher auch wieder ohne Maske vor Euch). Doch es ist immer anders, wenn du mit einer Arbeitnehmer*in sprichst als wenn du mit einer Chef*in über das Unternehmen sprichst. Es gibt die einen, die ganz genau verstehen, was der tisch ist. Sie haben alles, was ich fühle, verinnerlicht. Sie helfen mir ungemein. Sie unterstützen mich. Sie behandeln jeden tisch als wäre es ihr eigener. Sie denken mit. Danke.

Es gibt die anderen, für die Arbeitnehmer*in sein heißt: zu nehmen und zu verlangen. Ist ihr gutes Recht. Die Rechte für Arbeitnehmer*innen sind heilig. Frag die Gewerkschaft. Arbeiten heißt: Aufgaben, die ich bekomme, erledigen. Ganz ohne blumige Umschreibung. Die Arbeitszeit muss in den eigenen Wochenplan passen. Die Aufgaben in das persönliche Feeling. Hier kann man niemandem einen Vorwurf machen. Ich glaube ich habe selten mit Arbeitnehmer*innen gesprochen, die eine andere Einstellung kommuniziert haben. Unser Umgang mit dem Thema Arbeit ist ausbaufähig. Und die Blickwinkel oft auch sehr einseitig. Sehr viel Zeit deines Lebens verbringst du mit zwei Dingen: Schlafen und Arbeiten. Beides muss optimal funktionieren, damit der Körper lange mitmacht. Die richtige Matratze ist ein großes Thema ab einem bestimmten Alter. Emma One-Influencer wissen das. Die richtige Arbeitseinstellung sollte es auch sein.

*Witze über die Kombi Schlaf und Arbeitsplatz können hier eigens eingefügt werden.

Ein guter Arbeitsplatz mit flexibler Arbeitszeit, Dienstwagen und -handy, Obst- und Getränkeflat, Weiterbildungsmaßnahmen, Spiel und Spaß unter Kolleg*innen - all das klingt nach einem Muss heutzutage - vor allem beim Personalmangel in allen Branchen. Und das sehe ich ja wirklich genauso. Jedes Büro ohne Tischkicker ist eine Zumutung. Aber bitte liebe Arbeitnehmer*innen denkt bei all den Goodies an Eure Verantwortung, sonst bröselt das System. Und wir - die Privatwirtschaft - kann sich so ein bröseliges Management wie das der Politik aktuell nicht leisten. Wir fallen zusammen, wenn nicht jedes Steinchen richtig sitzt. Umso kleiner das Unternehmen umso wichtiger ist jede Einzelne.


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