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AutorenbildElisa Witt

Was ist aus dem guten alten Handschlag geworden?

Seit nun schon 2 Monaten sitzen wir mit unserem Laptop auf der Straße. Kein Tisch. Kein Coworking Space mehr. Aber das hat eine gute Sache: die Erkenntnis, dass ohne den tisch etwas fehlt in der Stadt.

Und nun fragen wir uns, warum dann so lange warten? Ist das Coworking Boot zu schön, um los zulassen? Ja, ist es! Daher schauen wir uns die Möglichkeit für den Sommer 2025 erneut an. tisch Sommeredition auf der Weißen Flotte, beste Flotte.

Die ehrliche Antwort aber ist so banal und das Augenrollen groß: Bürokratie.

Und daher ein weiterer Blog-Artikel. Die ersten entstanden im Covid-Zeitalter. Auch als eine Art Therapiesitzung, denn die Horizonte von Verwaltung und Wirtschaft gehen soweit auseinander, dass es manchmal wirklich schwer fällt durchzuhalten.

Also sitze ich am Freitag Vormittag mit Kaffee, Mandelhörnchen und Kloß im Hals, weil es wieder eine Woche war, die verarbeitet werden will.

Am 25.04.24 gab es den ersten Besichtigungstermin in der neuen Fläche.

Am 24.06.24 sind wir aus der Martinstraße ausgezogen.

Am 30.09.24 den ersten geöffneten Tag im tisch 2.0?

Seit nun 4 Monaten besteht das Leben aus Telefonaten, E-Mails und Gesprächen über Verträge und Formulare. Mietvertrag mit vier Teilen plus Nachtrag, Bauantrag, Gaststättenerlaubnis, Gewerbeummeldung, Kreditvertrag. Jeder einzelne mit verschiedenen Hürden. Sei es ein Formular, welches nicht akzeptiert wird, weil es nur für digitale Antragsstellung ausgelegt ist. Die digitale Antragsstellung, die im letzten Schirtt in technische Probleme führt. Oder ein Formular, welches nicht die Vorlage vom anderen entspricht und daher nicht akzeptiert wird, obwohl inhaltlich das Wichtigste übereinstimmt. Und all das hat seine Berechtigung. Denn der reine Handschlag reicht nicht aus. Dafür gibt es zu viel, was in der Vergangenheit schief lief und zu Vertrauensproblemen führt. Verstehe ich sogar.

Aber bitte, bitte, bitte, BITTE - es muss doch eine Möglichkeit geben, dass zusammen in die gleiche Richtung gearbeitet wird. Es muss doch eine Zusammenarbeit möglich sein, die auf Augenhöhe und Effizienz beruht.

In den letzten vier Monaten ist mir das nur selten begegnet. Es fühlt sich so an, als müsse der Unternehmer überall Bittsteller sein. Als müsse man darum kämpfen sein Geschäft ausführen zu dürfen. Als wäre man Gegner von Vermieter, Bauamt und Gewerbeamt.

Seit nun über 2 Monaten verdiene ich kein Geld und meine Tage sind gefüllt damit, zu warten oder zu hoffen oder zu vermitteln. All das ist der normale Wahnsinn für die meisten Unternehmerinnen. Und ich stelle mir immer häufiger die Frage, warum die Wirtschaft in so einer Art und Weise gefordert wird. Wieso läuft ein Coworking Café per se im Bauamt unter Ruhestörung? Wieso ist bei Wohnungsbesichtigungen der Selbstständige ohne Grundlage per se kein sicherer Mieter? Wieso kommt das Finanzamt darauf 2021 - ein Coronajahr und das Jahr indem mein Kind geboren ist, vollwärtig Pauschalen aufzurufen, die bedeuten dass ich tagtäglich für 9€ am Tag meinen Kaffee und Kuchen selbst aufgegessen habe.

Knapp 2,5 Monate Vertragsverhandlungen - knapp 2 Monate Bauantragsstellung. In dieser Zeit kann nicht gewartet werden, in dieser Zeit muss geplant und voran gegangen werden. Oft in Eigenrisiko, oft ins Ungewisse geplant, oft mit sehr viel Eigenkreativität. Denn sonst werden aus den 3 Monaten "wegen Umzug geschlossen" ganz schnell 6 Monate oder mehr. Und sind wir mal ehrlich. Ein Coworking-Café in Schwerin ist keine Goldgrube in 5 Jahren mit Covid-Unterbrechungen, eine Unternehmerin kann es sich nicht leisten ein halbes Jahr zu schließen und von Luft und Liebe zu leben. Auch wenn die Luft in Schwerin die schönste ist. In der Wirklichkeit steht die Bürokratie der Wirtschaft nicht nur im Weg, sie verhindert sie sogar.

Und umso länger ich über die letzten Monate nachdenke, umso offensichtlicher ist es. Einfach weiter machen. Einfach drüber stehen. Einfach mit denjenigen auf einem Boot sitzen, die mich weiter bringen und verstehen. Diejenigen, denen ein Handschlag genügt um zu wissen, dass wir ein gleiches Ziel verfolgen. Daher wird es irgendwie gelingen in 3 Wochen wieder zu eröffnen, denn immerhin die Unternehmer stehen zusammen und setzen alles auf ein Miteinander. Bestes Netzwerk.

Nun ist das Mandelhörnchen und der Kloß verschwunden, nun geht es weiter. Danke, Ende.


P.S. Wenn ich nächste Woche noch einmal den Satz höre: "so geht das nicht, da muss erst eine Anfrage gestellt werden, die geprüft werden muss" kommt mein nächster Blog-Artikel. Drücken wir uns allen die Daumen.

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